[Rezension] Der kleine Troll Tojok

Paul Maar ist zurück – mit einer neuen, fantastischen Geschichte. Der Auftakt der Serie für Vorschulkinder rund um den kleinen Troll Tojok kann nicht nur die kleinen Zuhörer oder Leser begeistern.

Inhalt
Der kleine Troll Tojok macht nichts lieber als draußen mit seinem Freund, dem Wildkater, zu spielen. Doch manchmal muss er auch seiner Mutter im Haushalt helfen, vor allem, wenn er mal wieder den ganzen Dreck vom Spielen auf dem Boden verteilt hat. Wenn er aber gut mithilft, darf er sich aussuchen, was es abends zu essen geben soll. Da gibt es leider nur ein kleines Problem: Er kann sich nicht so recht entscheiden! Also begibt er sich auf die Suche nach einer Idee und trifft dabei einige Tiere, die ihm vielleicht ein paar Tipps geben können…

Buchdetails
Autor & Illustrator: Paul Maar – Herausgeber: Oetinger – Reihe: Vorlesestarter – Erscheinungsjahr: 2019 – Buchlänge: 64 Seiten – Altersempfehlung: ab 5 Jahren – Preis: 8 € – ISBN: 978-3-7891-1041-2 – Hier kaufen

Meine Meinung
Ich war sehr gespannt auf dieses Leselernbuch von Paul Maar. Die Reihe Lesestarter aus dem Oetinger Verlag kannte ich bisher noch nicht. Sie wird in vier Stufen untergliedert: die Vorlesestarter und drei Lesestufen. Bei den Vorlesestarter-Büchern geht es darum, den Kindern eine Geschichte vorzulesen und sie anhand des dialogischen Vorlesens in den Prozess aktiv mit einzubinden.

Die Geschichte rund um den kleinen Troll Tojok (übrigens ein sehr fantasievoller, ungewöhnlicher Name) selbst ist in acht kurze Kapitel von etwa fünf bis neun Seiten gegliedert. Die einzelnen Kapitel bauen aufeinander auf. Zu Beginn werden der kleine Troll, seine Familie und seine Lebensweise kurz vorgestellt. Dann spielt er mit dem Wildkater und daraufhin muss er seiner Mutter helfen, das Haus zu putzen. Als sie ihm dann anbietet, dass er sich das Abendessen aussuchen darf, beginnt das eigentliche kleine ‚Abenteuer‘. Er begibt sich auf die Suche nach der perfekten Mahlzeit und trifft dabei die unterschiedlichsten Tiere: Hund, Bieber, Bären… Leider sind die Vorschläge der Tiere alle nicht das Wahre – so bleibt es fast bis zum Ende spannend.

Die Geschichte beinhaltet – wie viele von Paul Maars Geschichten – fantastische Elemente, eingebettet in eine vorwiegend realistische Umgebung: der Troll als Fantasiefigur, der zudem mit Tieren sprechen kann. Das Leben von Tojok erinnert dann wiederum stark an das der Adressaten, weshalb der gleichzeitig eine gute Identifikationsfigur ist. Er wohnt in einem Haus, das ähnlich eingerichtet ist, wie bei uns Menschen. Sein Vater geht arbeiten (Edelsteine graben) und seine Mutter scheint Hausfrau zu sein – ein eher konservatives Familienbild!
Außerdem muss er im Haushalt helfen, aber spielt viel lieber mit seinen Freunden.

Außerdem erfüllt der Troll auch einige Vorbildfunktionen. Er hilft seiner Mutter im Haushalt, ohne zu meckern. Und er lädt die Bärenfamilie zum Abendessen ein. Dabei ist er aber nicht unrealistisch vorbildlich. Manchmal kommt auch ein frecher Spruch oder er tut unschuldig, obwohl er genau weiß, was er falsch gemacht hat.

Der Text ist für die Zielgruppe gut verständlich. Er ist in einer recht großen Grundschrift gehalten, sodass auch Leseanfänger ab Ende der ersten Klasse oder in der zweiten Klasse das Buch selber lesen können. Der Textanteil auf den Seiten variiert. Teilweise gibt es recht lange Blocktexte, dann gibt es wieder wenige kleine Abschnitte (Dialoge).

Was diese Vorlesereihe ausmacht, sind die Anregungen für Gespräche basierend auf der Geschichte. Am Ende eines Kapitels oder auch schon zwischendurch gibt es Anregungen oder Fragen, die die Vorleser den Kindern stellen können. Diese befinden sich jeweils in einem farbigen Kasten und sind daher gut vom Text abzugrenzen. Bei den Aufgaben werden unter anderem die Erzählkompetenz, das genaue Zuhören sowie die Konzentration gefördert. Außerdem werden erste Kompetenzen, die zum Lesen- und Schreibenlernen erforderlich sind, gefördert. So sollen die Kinder am Ende eines Kapitels Namen verdrehen, sprich die Buchstaben im Namen umtauschen. Außerdem sollen sie ausgehend von Beispielen der Geschichte eine ähnliche Situation erzählen, wodurch das literarische Lernen gefördert wird. Dies kann in der Schule auch als Schreibanlass verwendet werden.

Die Illustrationen sind ebenfalls von Paul Maar selbst erstellt. Der kleine Troll wirkt vom Aussehen ein bisschen wie das Sams, zumindest vom Gesicht. Statt der Schweinsnase hat er lange, spitze Ohren und statt der roten Haare hat er grüne. Die Illustrationen sind Geschmackssache. Auf jeden Fall sind sie mal etwas anderes und ich finde sie eigentlich auch ganz niedlich. Wer allerdings auf sehr kitschige, perfekte Illustrationen in Erstlesebüchern steht, findet sie vielleicht nicht ganz so toll.
Das Buch ist hervorragend für Mädchen und Jungen geeignet, da die Farbwahl neutral ist und es keine gendertypischen Elemente gibt.

Ein wirklich gelungener Auftakt der Serie um den kleinen Troll Tojok und eine wunderbare Ergänzung der Reihe Vorlesestarter. Die Reihe kann mich voll überzeugen, denn sie bietet wirklich wertvolle Tipps für eine gelungene Vorlesesituation. Oft vergisst man beim Vorlesen ja doch, das Kind aktiv mit einzubinden und so hat man direkt ein paar Anregungen, die man so übernehmen oder sogar noch abwandeln oder ergänzen kann. Teil 2 gibt es ab Ende Juli. Von mir bekommt das Buch 5 Sterne, weil ich nichts zu meckern habe.

Besondere Einsatzmöglichkeiten
In der Grundschule spielt gerade zu Beginn, wenn die Kinder noch nicht lesen können, das dialogische Vorlesen eine wichtige Rolle. Hierfür kann dieses Buch ebenfalls herangezogen werden.
Es kann allerdings auch dann noch gelesen werden, wenn die Kinder schon lesen können – so können die Kinder vielleicht ein paar Kapitel selber erlesen und die anderen Kapitel werden vorgelesen. Wie bereits angedeutet, bietet das Buch auch einige Möglichkeiten für Schreibanlässe.

Ein Kapitel eignet sich auch dazu, die Unterscheidung zwischen dem ä und dem ee zu thematisieren. Hier möchte die Mutter von Tojok, dass er Beeren besorgt. Er denkt allerdings, sie redet von Bären und lädt kurzerhand die Bärenfamilie zum Abendessen ein. Dies ist gerade für die kindlichen Zuhörer wahrscheinlich eine sehr lustige Situation. Für die Grundschulkinder bietet es eine gute Möglichkeit, diese lautliche und graphemische Unterscheidung zu verstehen.

Das Buch kann auch Anregungen für den Anfangsunterricht oder den Förderunterricht bieten. Eine Idee findet sich auf Seite 12:
Hier spielen Tojok und der Kater ein Spiel: Buchstabenraten. Hierfür malt der eine Spieler einen Buchstaben in Sand und der andere Spieler nennt den Buchstaben. Dieses Spiel kann ebenfalls gespielt werden, wenn die Kinder die Buchstaben lernen. Der Kater verwendet hierbei gerne Eselsbrücken, indem er den Buchstaben Objekte zuordnet, denen sie ähnlich sehen: das M sieht aus wie Katzenohren und das O wie ein Ei. Die Kinder könnten in ihren Buchstabenheften ebenfalls Bilder malen, in die sie die Buchstaben zeichnerisch integrieren.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Oetinger Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Bildquelle: Amazon.de

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