
Wolltet ihr immer schonmal wissen, wie die Kindheit von kleinen Tieren aussieht und wie sie aufwachsen? Dann habe ich hier ein Bilderbuch für euch, in dem Anna Taube und Hanako Clulow euch einen kleinen Einblick in das Leben unterschiedlicher Tierkinder geben.
Inhalt
Bevor die Biber- und Vogelbabys zur Welt kommen, bauen die Eltern ihnen ein gemütliches Zuhause: Eine Burg oder ein Nest. Die Eltern können es gar nicht erwarten, ihre Kleinen endlich in der Welt begrüßen zu können. Wenn die Tierkinder dann da sind, haben die Eltern aber alle Hände – oder Pfoten – voll zu tun. Sie müssen aufpassen, dass ihren Kleinen nichts zustößt oder das sie etwas zu fressen bekommen, um groß und stark zu werden. Außerdem müssen sie den kleinen Tieren zeigen, wie sie auch ohne ihre Eltern in der Welt zurechtkommen. Stück für Stück heißt es dann, Abschied zu nehmen und die Kinder ihre eigenen Erfahrungen sammeln zu lassen.
Meine Meinung
Durch das Cover war ich sehr gespannt auf dieses Bilderbuch und habe mir wirklich viel davon erhofft. Das Cover mit der Orang-Utan Familie ist einfach wunderschön und macht richtig Lust, sich auch die anderen Illustrationen in diesem Buch anzuschauen. Daher fange ich dieses Mal bei meiner Besprechung mit den Bildern an und komme erst später zum Text.
Die Illustrationen wurden von Hanako Clulow realisiert, die mir bisher (leider) kein Begriff war – aber ich bin froh, ihre tolle Arbeit durch dieses Buch kennenlernen zu dürfen. Clulow kommt ursprünglich aus Japan kommt und mittlerweile mit ihrer Familie in Neuseeland lebt. Dort arbeitet sie als Illustratorin und verzaubert unter anderem Kinder mit ihren wundervollen Bildern.
Die Illustrationen erstrecken sich jeweils über zwei Doppelseiten und sind alle komplett in Farbe gehalten. Die Farben sind sehr natürlich gewählt und dennoch gibt es einige wunderbare Farbakzente – etwa durch Blumen oder die farbige Unterwasserwelt. Die Tiere sind nicht fotorealistisch, sondern etwas verniedlicht. Sie haben allesamt sehr große Augen und oftmals ein Lächeln auf dem Mund. Dennoch wirkt die Darstellung der Tiere sehr detailliert. Es sind viele Strukturen erkennbar, wodurch sie wieder sehr realistisch wirken. Außerdem ist der Malstil sehr dynamisch, sodass man den Tieren ihre Bewegungen sofort abnimmt und sich vorstellen kann, wie sie gerade mit ihren Geschwistern herumtollen oder durch die afrikanische Steppe galoppieren. Auch die Natur um die Tiere herum wirkt sehr realistisch und ist wirklich mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Dadurch, dass alles sehr idyllisch und naturbelassen wirkt, bekommt man gleich richtig Lust, auch an den unterschiedlichen Orten zu sein.
Würde das Buch lediglich aus Bildern bestehen, wäre ich wirklich glücklich. Denn jetzt kommt die Schwachstelle, die dieses Buch in meinen Augen aufweist: Der Text. Dieser wurde von Anna Taube verfasst, die seit über 10 Jahren Kinderbücher schreibt. Das Bilderbuch ist so aufgebaut, dass pro Doppelseite eine Tierfamilie – manchmal auch zwei – im Text vorgestellt werden. Auf den Bildern sieht es vereinzelt anders aus, denn hier findet man viele versteckte Details, die man oft erst nach dem mehrfachen Betrachten realisiert – und eben auch einige andere Tierarten mit ihren Kleinen. Die ersten Kurzgeschichten zeigen, wie Tiereltern sich auf die Geburt ihrer Kinder vorbereiten und zum Ende hin wird gezeigt, wie sich andere Tiere von ihren Kindern verabschieden, damit diese ihre eigene Familie gründen. Dadurch hat das Buch eine Art Chronologie, die gut nachvollziehbar ist.
Was mich am Text stört, ist, dass hier kein einheitlicher Stil besteht – jeder Text ist auf eine andere Art und Weise verfasst. Mal aus der Ich-Perspektive, mal dialogartig, mal nur einzelne Sätze ohne Prädikat. Für mich wirkt das Ganze dadurch eher durcheinander. Es wurde oft der Versuch unternommen, die Texte poetisch wirken zu lassen. Dies ist aber leider nicht ganz geglückt bzw. es wurde auf Kosten der Informationen im Text gemacht. In einigen Texten erfahren wir so gar nicht wirklich, wie die Tiere denn jetzt aufwachsen oder was ihre Kindheit ausmacht. Das finde ich schade und hätte ich mir wirklich anders erhofft. Hier erfahren wir erst ganz am Ende in einer kleinen Übersicht über alle Tiere, wie die Tiere eigentlich heißen und was besonders an der Eltern-Kind-Beziehung ist. Dann machen die kurzen Texte und Bilder auch etwas mehr Sinn, denn vorher muss man wirklich interpretieren oder genau hinschauen, um die Message dahinter zu verstehen – und das ist gerade für Kinder im Alter von drei Jahren eher schwierig. Gut finde ich wiederum, dass der Text das literarische Lernen unterstützen kann. Beispielsweise wurden einige Schlüsselwörter oder -sätze groß hervorgehoben, sodass die Vorlesenden direkt wissen, was sie stärker betonen sollten. Außerdem finden sich im Text so einige sprachliche Mittel wie Wiederholungen und Anaphern.
Insgesamt gefallen mir an diesem Bilderbuch die Bilder sehr gut, der Text hat allerdings seine Schwächen und ist in meinen Augen oft eher störend und durch den ständig wechselnden Rhythmus schwierig vorzulesen. Auch meine Tochter hat an dem Buch nicht wirklich Freude. Das ist sehr schade. Daher kann ich das Buch nur eingeschränkt empfehlen und auch das eher wegen der wunderschönen Illustrationen. Von mir bekommt es nur 3 Sterne.
Buchdetails
Autorin: Anna Taube – Illustratorin: Hanako Clulow – Herausgeber: arsEdition – Erscheinungsjahr: 2019 – Buchlänge: 32 Seiten – Altersempfehlung: 3 – 6 Jahre – Preis: 15 € – ISBN: 978-3-8458-2778-0
Bildquelle: Amazon.de
Das Bilderbuch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag arsEdition zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Ihr erhaltet es u.a. hier.