
Habt ihr euch immer schonmal gefragt, wie sich eine Figur im Buch eigentlich fühlt? Gefangen in einem Buch und einer spannenden, fantastischen Geschichte ist nämlich nicht immer ganz so toll. In Günther Jakobs interaktivem Bilderbuch Katz und Maus wollen hier raus begleiten wir auf spielerische Weise eine Katze, die versucht, dem Buch zu entfliehen. Ob sie es wohl schafft?
Inhalt
Eine kleine Katze bemerkt, dass sie sich in einem Buch befindet. Nach der anfänglichen Freude über diese Tatsache ist sie allerdings nicht mehr so begeistert – muss sie doch auf die Toilette und möchte etwas essen. Also fasst sie einen Entschluss: Sie muss raus aus dem Buch! Aber was sie auch alles versucht, nichts scheint zu klappen. Also malt sie eine weitere Figur ins Buch: eine Maus. Ob diese wohl die zündende Idee hat, wie sie aus dem Buch rauskommen? Begleitet die beiden auf ihrer Suche nach einem Ausgang und helft ihnen dabei, ihre Ideen umzusetzen.
Buchdetails
Autor und Illustrator: Günther Jakobs – Herausgeber: Carlsen – Erscheinungsjahr: 2019 – Buchlänge: 40 Seiten – Altersempfehlung: ab 3 Jahren – Preis: 10 € – ISBN: 978-3-551-51201-7 – Hier kaufen
Meine Meinung
Ein Buch über das Buch selbst – so etwas gibt es doch eher selten. Bisher hatte ich noch kein Bilderbuch, in dem das Medium, das eigentlich die Geschichte erzählen soll, selbst zum Inhalt der Erzählung wird. So ist es bei diesem kleinen Bilderbuchschatz. Bereits auf den ersten Seiten wird das Medium auseinandergenommen: Es hat Seiten aus Papier, riecht nach Buch, hat Buchstaben und Bilder. Ganz klar: Ein Buch.
Anders als in anderen Büchern ist sich der Protagonist der Geschichte über diesen Zustand – sein Protagonist-Dasein – sehr wohl bewusst. Und dabei kommen auch direkt Themen auf, mit denen man sich sonst bei Büchern und ihren Figuren eher seltener befasst: Was machen die Figuren, wenn sie aufs Klo müssen (kennt ihr Bücher, in denen die Figuren wirklich Pipi machen? Ich nicht so viele). Und was ist, wenn sie Hunger bekommen? Zumindest schlafen können sie auch im Buch. So ruht sich die Katze nach einigen anstrengenden Versuchen, aus dem Buch rauszukommen, erst einmal aus.
Aber was macht das Bilderbuch jetzt so interaktiv? Das Kind wird direkt durch Aufforderungen in die Geschichte einbezogen, beginnend auf dem Cover: „Nun mach das Buch schon auf!“, „Fühl mal (die Seite)!“, „Dreh das Buch und folge mir!“ und vieles mehr. Meine Tochter führt die Anweisungen immer sehr begeistert aus. Vereinzelt gibt es aber auch einen Kommentar von der Katze, etwa: „Nicht sooooo doll!“ Das hat meine Tochter sich gemerkt und deswegen schüttelt sie jetzt nur noch ganz leicht – weswegen ich den Text dann spontan umändern muss.
Nur auf einer Seite haben wir uns bisher nicht getraut, die Anweisung auszuführen: Hier sollen wir die Seite an einem aufgezeichneten Strich entlang einreißen. Für mich ist sowas ja eigentlich ein No-Go – weswegen auch ein Hinweis für die Eltern dabeisteht, dass es sich hierbei um eine Ausnahme handelt. Das finde ich auch eigentlich okay, denn dadurch macht die nachfolgende Szene natürlich mehr Sinn und das Buch wird dadurch personalisiert. Trotzdem tut es mir irgendwie im Herzen weh und daher haben wir die Seite bisher noch nicht eingerissen.
Der Text besteht ausschließlich aus direkter Rede in Form eines Monologs (Beginn) bzw. eines Dialogs (sobald die Maus dazugekommen ist). Die Schriftart und die Schriftfarben variieren. Vereinzelt werden Wörter groß und farbig hervorgehoben. Die direkte Rede der Katze ist in schwarzer Schrift dargestellt, die direkte Rede der Maus in grüner Schrift. Auf einer Seite ist es komplett schwarz, sodass die Schrift hier natürlich weiß ist, um sich vom Hintergrund abzuheben.
Die Illustrationen sind zurückhaltend, aber sehr niedlich. Meist befinden sich einige kleine Illustrationen auf einer Seite und auf weißem Hintergrund. Vereinzelt wird auch farbiger Hintergrund verwendet. Die Katze und ihre unterschiedliche Mimik sind wirklich lustig anzusehen. Einige Elemente sind fotorealistisch gezeichnet, wohingegen die Katze und die Maus abstrakter und verniedlicht dargestellt sind. So gibt es einige Dinge aus der Alltagswelt der Kinder, die aussehen wie abfotografiert und eingefügt: ein Bleistift, ein Radiergummi und eine Schere. Diese verwenden die Katze und die Maus, um das Buch zu ändern. Sie radieren etwas weg, malen etwas dazu und letztendlich schneiden sie sogar in das Buch rein. Dies wird auf der Rückseite durch ein Loch im Buchdeckel dargestellt – einfach herrlich und kreativ!
Meine Tochter und ich haben wirklich viel Freude mit diesem Buch. Die Kleine fragt schon oft vor dem Schlafengehen nach Katz und Maus und macht, obwohl sie die Geschichte schon oft gehört hat, immer noch begeistert mit. Leider ist das Buch für den Einsatz mit mehreren Kindern (Kindergarten oder Grundschule, siehe unten) sehr klein – eine größerformatige Auflage wäre hierfür schön. Ansonsten sehr gelungen und originell, und daher verdiente 5 Sterne.
Besondere Einsatzmöglichkeiten
Das Bilderbuch kann ich mir sehr gut zum Einsatz im Kindergarten oder in der Grundschule (Anfangsunterricht) vorstellen. Die Kinder können beim Vorlesen der Geschichte an die besonderen Merkmale von (Bilder)Büchern herangeführt werden: Seiten aus Papier, Schrift bestehend aus Buchstaben und Wörtern, Bilder bzw. Illustrationen, viele Seiten, fester Einband usw. Außerdem können die Kinder eigene Ideen besprechen, wie die Katze und die Maus aus dem Buch herauskommen. Sie können ausgehend von der Geschichte auch eine eigene Doppelseite gestalten, auf der die Katze einen Versuch startet, aus dem Buch zu entkommen. Oder sie gestalten eine Seite mit einem anderen Tier / Fabelwesen / Person, die die Katze sich dazumalt.
Das Bilderbuch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Carlsen Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Bildquelle: Amazon.de