
Inhalt
Krabbeltiere – dieses Wort ruft vermutlich bei Vielen nicht nur positive Assoziationen hervor. Aber welche Tiere gehören eigentlich zu den Krabbeltieren? Unter dem Begriff würde man erst einmal an Insekten denken, die mit ihren vielen Beinchen durch die Gegend krabbeln – Spinnen, Ameisen, Käfer… Aber eben nicht nur! Auch Kriech- und Fliegtiere gehören zu den Krabbeltieren – so etwa Schnecken und Schmetterlinge. Aber welche Besonderheiten zeichnen diese vielen unterschiedlichen Arten aus? Haben sie Gemeinsamkeiten? Und worin unterscheiden sie sich? Krabbeltiere finden sich nicht nur in der Natur, sondern auch gerne mal bei uns Zuhause. Aber warum ist das so? Und sollte man sich deswegen Sorgen machen – oder sind sie vielleicht sogar ganz nützlich? Auf diese und viele weitere Fragen gibt Yuval Zommer in seinem neuen Sachbilderbuch Antworten.
Meine Meinung
Ich bin kein großer Fan von Krabbeltieren – ganz vorne mit dabei sind Spinnen! Von einigen Insekten bin ich auch einfach nur genervt, wohingegen ich andere total schön und faszinierend finde. Aber obwohl – oder gerade weil? – ich so kontroverse Gefühle habe, wenn es um Krabbeltiere geht, hat mich das neue Sachbuch von Yuval Zommer sehr interessiert. Ein bisschen mitverantwortlich war aber auch das Cover, das einen einfach direkt anspricht. Denn hier wimmelt es nur so von den unterschiedlichsten und farbenfrohsten Insekten. Diese befinden sich auf den Buchstaben des Titels, daneben, dazwischen und drumherum. Das sieht einfach genial aus!
Wenn man das Buch aufklappt, gelangt man zunächst einmal zum Inhaltsverzeichnis. Da steht nicht etwa ‚Inhaltsverzeichnis‘, sondern ‚Wer krabbelt hier?‘ – und darunter finden sich alle Titel der folgenden Kapitel. Jedes Kapitel nimmt eine Doppelseite in Anspruch. Die ersten Kapitel beschäftigen sich mit Krabbeltieren im Allgemeinen. Hier erfahren wir, welche Tiere alle zu den Krabbeltieren gehören, was sie gemeinsam haben und worin sie sich unterscheiden und – für Kinder noch viel spannender – wo man sie findet und wie man sie beobachten kann. Auch am Ende befinden sich wieder einige allgemeinere Kapitel, die sich auf alle oder viele der Arten beziehen. Hier geht es etwa um die Nützlichkeit von Krabbeltieren oder wie man ihnen im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Fensterbrett ein Zuhause bieten kann – sehr wichtig, um die Arten zu erhalten.
Im Mittelteil wird es etwas spezifischer, denn dort werden pro Doppelseite einige Arten (16) vorgestellt. Vereinzelt werden aber auch Krabbeltiere anhand von bestimmten gemeinsamen Merkmalen zusammengefasst, etwa ob sie nachtaktiv sind oder im Teich leben. Alle Informationen werden häppchenweise auf den beiden Doppelseiten verteilt. Zu jeder Information gibt es eine dickgedruckte Überschrift und dann wenige Sätze, in denen in einfacher Sprache die Informationen erklärt werden. Kurz, aber verständlich und effektiv. Teilweise werden auch einzelne Informationen stichpunktartig aufgezählt. Die Sätze sind groß genug, dass Kinder ab der zweiten Klasse sie auch selber lesen können.
Das Buch hat den Titel Das große Buch der Krabbeltiere. Dies suggeriert, dass es sich um ein großes und dickes Sachbuch handelt, in dem man nahezu alles über Krabbeltiere, die Arten und Unterarten erfährt. Dies ist allerdings falsch, denn man erfährt nur einzelne Bruchstücke – oft Dinge, die an den jeweiligen Arten besonders sind oder die sehr interessant sind und die man daher vielleicht noch nicht wusste. Allgemeine Dinge über die einzelnen Krabbeltiere wie einen Steckbrief findet man hier allerdings nicht. Daher kann das Buch vielmehr den Zweck erfüllen, das Interesse über die unterschiedlichen Insektenarten zu wecken – nicht aber, ein vertieftes Wissen über diese zu erlangen.
Die Illustrationen sind mal etwas anderes. Sie sind sehr farbenfroh, aber weitestgehend natürlich. Die Krabbeltiere sind nicht fotorealistisch, sondern sehr abstrakt dargestellt – oft mit großen Augen, einem Lächeln auf dem Mund und in unrealistischen Größenverhältnissen. Die Hintergründe tendieren von weiß und dezent farbig bis hin zu komplett farbig – aber immer auf eine natürliche Weise. Auf den Bildern finden sich auch oft Alltagsgegenstände, die den Kindern den Zugang besser ermöglichen oder ihnen eine bessere Vorstellung über Größenverhältnisse ermöglichen.
Insgesamt sind die Illustrationen sehr ansprechend, aber ich denke, sie könnten Geschmackssache sein. Wer nicht auf den abstrakten, fast karikaturistischen Stil von Yuval Zommer steht, der könnte vielleicht nicht so begeistert von ihnen sein.
Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die Interaktivität, die sich durch das Sachbilderbuch hindurchzieht und Kinder dazu animiert, genau hinzuschauen und zu lesen bzw. zuzuhören. Viele der Bilder sind sehr wimmelbildartig, weshalb von den kindlichen Betrachtern einiges im Hinblick auf ihre visuellen Kompetenzen abverlangt wird. Um dies gezielt zu fördern gibt es auf vielen Doppelseiten Suchaufträge. Hier sollen die Kinder einige Krabbeltiere suchen. Dies ist gar nicht so einfach – ich habe es ausprobiert. Am Ende des Buches finden sich die Lösungen zum Überprüfen. Dort gibt es auch noch eine kleine Einführung in ‚Krabbeltierwörter‘, die Experten verwenden, und ein Register mit den wichtigsten Begriffen und Namen.
Insgesamt ein gelungenes Sachbilderbuch, das auf eine einfache und dennoch informative Weise einen kleinen Einblick in die Welt der Krabbeltiere ermöglicht. Die Illustrationen sind Geschmackssache, ich finde sie aber ansprechend und sehr gelungen. Für die Zielgruppe von Kindern ab etwa 4 Jahren bis zum frühen Grundschulalter sehr empfehlenswert und daher 5 Sterne.
Besondere Einsatzmöglichkeiten
Als Sachbilderbuch eignet sich dieses Werk natürlich hervorragend für den Sachunterricht in der Grundschule. Bei einer Einheit zu Insekten, Krabbeltieren oder ähnlichem kann das Buch an einer Lerntheke ausgestellt werden. Da die Informationen in dem Buch aber bei weitem nicht abschließend sind, sollten auch andere – ausführlichere – Werke hinzugezogen werden. Damit die Kinder aber erst einmal einen Überblick über die unterschiedlichen Themen erhalten, eignet sich das Buch hervorragend. Ausgehend davon können sie sich dann mit anderen Werken oder dem Internet tiefer in das Thema einarbeiten. Für einige interessante Fakten eignet sich dieses Sachbilderbuch aber allemal.
Außerdem kann es auch für die Lehrkraft selbst eine gute Hilfestellung sein, etwa um einen Ausflug in die Natur mit den Kindern zu planen. Hier gibt es einige Tipps, was man dafür benötigt, worauf man achten sollte und wo man am Besten suchen kann. Außerdem gibt es Anleitungen, wie Insekten im (Schul-)Garten ein Zuhause bereitet werden kann – ebenfalls ein schönes Projekt mit Kindern.
Hier einmal alle Themen, die dieses Sachbilderbuch abdeckt:
Überall Krabbeltiere – Krabbeltiere finden – Stammbaum der Krabbeltiere – Käfer – Marienkäfer – Schmetterlinge – Nachtfalter – Ameisen – Bienen – Nachtaktive Krabbeltiere – Termiten – Fliegen – Libellen – Hundertfüßer – Heuschrecken – Gespensterschrecken – Gottesanbeterinnen – Krabbeltiere im Teich – Schnecken – Regenwürmer – Spinnen – Baby-Krabbeltiere – Krabbeltiere auf Reisen – Krabbeltiere im Haus – Nützliche Krabbeltiere – Krabbeltiere im Garten – Krabbeltierwörter (Quelle: Das große Buch der Krabbeltiere – Yuval Zommer)
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Ihr erhaltet es u.a. hier.
Buchdetails
Autor und Illustrator: Yuval Zommer – Übersetzerin: Cornelia Panzacchi – Herausgeber: FISCHER Sauerländer – Erscheinungsjahr: 2019 – Buchlänge: 64 Seiten – Altersempfehlung: ab 4 Jahren – Preis: 16,99 € – ISBN: 978-3-7373-5619-0
Bildquelle: Amazon.de