[Rezension] Kleines Nashorn, wo fährst du hin?

Ein kleines Nashorn träumt davon, die Welt zu entdecken. Und warum sollen Träume nicht auch wahr werden, so unmöglich sie auch zu sein scheinen? Begleitet das Nashorn auf seiner langen, abenteuerlichen und einfach wunderbaren Reise in dem Bilderbuch Kleines Nashorn, wo fährst du hin?.

Inhalt
Das kleine Nashorn hat genug vom eintönigen Nashornleben, das aus nichts anderem als Schlamm und Gras und Bäumen besteht. Jeden Tag fahren viele Boote vorbei, mit den buntesten Waren aus aller Welt. Das Nashorn möchte all dies und noch viel mehr sehen, hören und schmecken. Aber die anderen Nashörner versuchen, ihm diesen Wunsch auszureden. Aber das kleine Nashorn hört nicht auf, zu träumen. Eines Tages fängt es an, ein Boot zu bauen. Das ist der Beginn einer wunderbaren Reise, die nicht nur das Leben des kleinen Nashorns verändern soll.

Es sah Schlamm und Gras und Bäume. Und es sah Dinge, die es noch nie zuvor gesehen hatte, roch unbekannte Gerüche und hörte neue, überraschende Klänge.

Buchdetails
Autorin: Meg McKinlay – Illustratorin: Leila Rudge – Übersetzerin: Inge Wehrmann – Herausgeber: Thienemann – Erscheinungsjahr: 2018 – Buchlänge: 40 Seiten – Altersempfehlung: ab 3 Jahren – Preis: 12,99 € – ISBN: 978-3-522-45873-3 – Hier kaufen

Meine Meinung
Mir war relativ schnell klar, dass ich es bei diesem Buch mit einem neuen Lieblingsbilderbuch zu tun haben würde. Allein schon das Cover mit dem Nashorn, das mit einem Boot auf den Wellen reitet und dabei so glücklich und zufrieden aussieht, ist einfach herrlich. Ich muss auch zugeben, dass es das erste Bilderbuch oder Buch überhaupt ist, dass ich mit einem Nashorn als Protagonisten lese. Und das finde ich wunderbar, denn seitdem liebe ich diese Tiere!

Das Nashorn, um das es in diesem Bilderbuch geht, ist anders als die anderen Nashörner. Während diese sich mit ihrem doch eher langweiligen und eintönigen Leben zufrieden geben, hat das Nashorn Träume und Ziele. Es möchte nicht einfach an Ort und Stelle versauern, sondern die Welt sehen, entdecken und viele Abenteuer erleben. Sich auch mal in Gefahr bringen und verlaufen. Und damit eignet es sich so hervorragend als Identifikationsfigur für Kinder – auch oder gerade weil es in der deutschen Fassung geschlechtsneutral und nicht, wie in der englischen Fassung, weiblich ist. Denn Kinder wollen doch auch am liebsten alles über die Welt wissen, sie entdecken und dabei spannende Abenteuer erleben.

Da gibt es nur leider oft ein Problem: die anderen. Dem Nashorn werden seine Träume ausgeredet, weil alle glauben, sie seien nicht realisierbar – oder weil sie sie schlicht nicht nachvollziehen können. Und wer kennt das bitte nicht? Es gibt doch immer jemanden, der einen nicht in seinen Träumen unterstützt und einem dadurch vielleicht auch endgültig den Mut nimmt, diese zu verwirklichen. Wie gut, dass das Nashorn an sich und seine Träume glaubt. Und somit für Kinder ein super Vorbild ist. Denn: Wenn ein kleines Nashorn um die Welt reisen kann, können doch auch Kinder alles erreichen, was sie sich erträumen. Einfach eine wunderschöne Message.

Der Text ist wunderschön, in einer kindgerechten, aber dennoch bildhaften und fast poetischen Sprache. Gleichzeitig tritt der Text in dieser Geschichte aber eher in den Hintergrund, denn die Bilder dominieren mit vielen weiteren Details und übernehmen vereinzelt ganz das Erzählen. Der Text ist in schwarzer, angemessen großer Schrift, die gut leserlich ist.

Die Illustrationen von Leila Rudge sind einfach bezaubernd. Ich habe ja schon erwähnt, wie begeistert ich vom Cover war – und diese Begeisterung hat sich bei den Illustrationen im Buch fortgesetzt. Sie bestehen vorwiegend aus Zeichnungen mit Bleistift und Buntstiften. Daneben verwendet Rudge aber auch Collagetechniken aus unterschiedlichen Materialien, die die Bilder noch ästhetischer und wertvoller machen. Die Farbwahl ist gerade zu Beginn eher dezent, es überwiegen Erd- und Grautöne. Daneben gibt es aber auf den meisten Bildern einzelne Farbakzente, etwa eine rote Blume oder die orange Schwimmweste, die das Nashorn im Laufe der Geschichte findet.

Als das kleine Nashorn die Reise beginnt, werden die Bilder prachtvoller und vor allem farbenfroher. Vom blauen Meer mit seinen bunten Bewohnern bis hin zum grünen Dschungel mit den unterschiedlichsten Vogelarten und der chinesischen Kultur mit den farbenprächtigen Drachen gibt es nicht nur für das kleine Nashorn einiges zu entdecken. Einziger Kritikpunkt wäre, dass einige Personen aus bestimmten Kulturen sehr clichéhaft dargestellt sind, etwa eine afrikanische Frau, die einen Obstkorb auf dem Kopf balanciert oder ein japanisches Kind mit Judo-Outfit.

Trotz der kleinen Kritik handelt es sich bei diesem Bilderbuch um ein wirklich sehr gelungenes, ästhetisches und wertvolles Werk, das ich jedem empfehlen kann. Das sich ergänzende Verhältnis von Bild und Text lädt zum eigenständigen, aktiven Entdecken und Erzählen ein. Und die Geschichte macht Mut, an seine Träume zu glauben und diese zu verfolgen. 5 Sterne, da sehr empfehlenswert.

Besondere Einsatzmöglichkeiten
Dieses Bilderbuch eignet sich sehr gut, um in der Grundschule vorgelesen und besprochen zu werden. Es leistet einen wertvollen Beitrag zum literarischen Lernen, da die Kinder sich mit dem Nashorn identifizieren können oder, wenn sie es nicht können, lernen, sich in das Nashorn und seine Gefühle hineinzuversetzen. Das Buch bietet viele Gesprächsanlässe, etwa über die Wünsche der Kinder oder darüber, warum einige Menschen ich ihre Wünsche nicht erfüllen. Außerdem bieten die Bilder viele Erzähl- und Schreibanlässe, da sie sehr oft das Erzählen übernehmen oder viel mehr Details enthalten, die im Text nicht erwähnt werden. An der Stelle, an der das Nashorn sein Boot baut, könnte die Lehrkraft pausieren und die Kinder die Geschichte weiterschreiben lassen. Außerdem könnten die Kinder sich zu einem der Abenteuer des Nashorns eine Geschichte ausdenken, etwa bei den Pinguinen oder im Dschungel.

Das Bilderbuch stelle ich auf freiwilliger Basis vor. Ich erhalte dafür keine Gegenleistung.

Bildquelle: Amazon.de

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