
Inspiriert von dem wunderbaren Projekt EquALLity, das von Georgia (@g.koutsia_special_education) und Lena (@colorful_classroom) ins Leben gerufen wurde, habe ich mir überlegt, euch ein Bilderbuch zum Thema ‚Geschlechteridentität‘ vorzustellen. Das Bilderbuch Teddy Tilly von Jessica Walton und Dougal MacPherson ist wirklich sehr schön erzählt und geht auf feinfühlige, kindgerechte Weise mit dem Thema um. Zusätzlich habe ich für die Arbeit mit dem Bilderbuch ein paar Arbeitsblätter erstellt, die ihr im Unterricht nutzen oder aber als Inspiration für die Arbeit mit dem Bilderbuch verwenden könnt.
Inhalt
Finn und der Teddy Thomas sind beste Freunde und machen alles zusammen – sie fahren Rad, picknicken im Baumhaus oder spielen im Park. Aber eines Tages ist Thomas ganz niedergeschlagen und hat auf gar nichts mehr Lust. Finn macht sich große Sorgen und fragt Thomas, was los ist. Thomas sträubt sich zunächst, es Finn zu erzählen – er hat Angst, dass Finn dann nicht mehr mit ihm befreundet sein will. Aber dann hält er es einfach nicht mehr aus und sagt Finn die Wahrheit – darüber, wie er sich wirklich fühlt, als Junge.
Buchdetails
Autorin: Jessica Walton – Illustrator: Douglas MacPherson – Übersetzer: Anu Stohner – Herausgeber: Sauerländer – Erscheinungsjahr: 2016 – Buchlänge: 32 Seiten – Altersempfehlung: ab 4 Jahren – Material geeignet für: Klasse 3 / 4 – Preis: 14,99 € – ISBN: 978-3737354301 – Hier kaufen
Meine Meinung
Das Bilderbuch Teddy Tilly behandelt ein Thema, das mittlerweile bereits in einigen Bilderbüchern vertreten ist und somit auch Thema in der Grundschule sein kann und sollte. Denn wie auch bei der Herkunft, Hautfarbe, Religion gehören auch die sexuelle Orientierung sowie die geschlechtliche Identität zu einer heterogenen Gemeinschaft dazu und erfordern ebenso Toleranz und Akzeptanz. Denn nicht jedes Kind ist mit seinem Körper und seinem Geschlecht zufrieden, nicht jeder Junge liebt Mädchen und nicht jedes Mädchen liebt Jungen. Das kann den Kindern oftmals auch schon im Grundschulalter bewusst sein – umso wichtiger, ihnen zu zeigen: Ihr gehört dazu, wir sind trotz unserer Unterschiede alle gleich und akzeptieren uns gegenseitig so, wie wir sind!
Der Protagonist in diesem Bilderbuch ist ein Teddy – und wie es bei Teddybären meist so ist, haben sie kein eindeutiges (erkennbares) Geschlecht. Auch Kinder können ohne eindeutig identifizierbare Geschlechtsmerkmale geboren werden, was man als Intersexualität bezeichnet. Seit 2018 gibt es daher in Deutschland das dritte Geschlecht ‚divers‘. Zuvor wurde den betroffenen Kindern nämlich ein Geschlecht zugeordnet, was dazu führen konnte, dass sie sich mit diesem Geschlecht nicht identifizieren konnten (Transgender). So ist es auch bei Teddy Thomas. Sein bester Freund ist Finn und daher muss auch sein Teddy ein Junge sein – doch damit fühlt sich der Teddy so gar nicht wohl, vielmehr fühlt er sich als Mädchen, als Teddybärin.
Das Buch eignet sich daher sehr gut, um die Themen Intersexualität, Transgender und Transsexualität mit Kindern im Grundschulalter zu besprechen. Durch die Illustrationen werden die Gefühle von Thomas / Tilly sehr gut veranschaulicht und tragen dazu bei, dass die Kinder sich in diese (für sie vielleicht unbekannten) Gefühle und Gedanken hineinversetzen. Dies und das Verhalten von Finn sowie Eva tragen dazu bei, dass die Kinder Toleranz, Mitgefühl und Akzeptanz gegenüber Tilly und gleichermaßen gegenüber anderen betroffenen Kindern entwickeln können. Wichtig ist, – und das habe ich bei der Erstellung des Materials gemerkt – dass man sich gut in die Thematik einarbeitet, bevor man diese mit Kindern durchnimmt!
Die Geschichte ist sehr sensibel und kindgerecht geschrieben und illustriert. Die Wahl des Teddys als Protagonisten finde ich sehr gelungen, denn jedes Kind hat ein Lieblingskuscheltier oder eine Lieblingspuppe und gerade bei Kuscheltieren kommt ja oft die Frage auf: Junge oder Mädchen? Ich finde, die Message in diesem Buch ist sehr wichtig. Es zeigt, wie betroffene Kinder darunter leiden können, nicht nur, dass sie sich in ihrem Körper ‚falsch‘ fühlen, sondern auch, dass sie sich niemandem anvertrauen können. Umso schöner ist die Reaktion der beiden Kinder Finn und Eva, die zeigen, dass es egal ist, welches Geschlecht man hat – denn das macht eine Freundschaft nicht aus. Jeder darf so leben, wie er/sie es für richtig und gut hält, und darüber darf kein anderer urteilen.
Unterrichtsmaterial

Das Bilderbuch habe ich mir selber gekauft und stelle es hier aus Überzeugung vor.